Wie gelangen GPS Positionsdaten vom Boot ins Netz?

Guido Dwersteg tut es, Johannes Erdmann tut es und auch Harald Sedlacek tat es bei seinen beiden Atlantiküberquerungen mit der nur 4,90 m langen Fipofix. Das Who ist who der neuen deutschs-prachigen Blauwasser-Generation blogt. Auf keinem dieser Blogs und Internetseiten darf heute eine Karte fehlen, auf der die aktuelle Bootsposition eingeblendet wird. Den Daheimgebliebenen wird so ermöglicht, remote aber „live“ dabei zu sein und den Reiseverlauf im Internet zu verfolgen.

Wie aber ist das technisch möglich? Wie kommen die aktuellen GPS Koordinaten von Bord einer Segelyacht in regelmäßigen Abständen auf die eigene Homepage oder auf Social Media Plattformen wie Facebook, Twitter & Co?

Dieser Übersichtsartikel soll die technischen Voraussetzungen dafür beleuchten und die diversen Möglichkeiten ein solches Live-Tracking System aufzubauen skizzieren.

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Vielen Dank an YB Tracking für die Genehmigung obiges Bild das eine Beispielkarte eines Blogs zeigt hier einzubinden.

Grundvoraussetungen zum Aufbau eines Online-Trackers ist die Bestimmung der eigenen GPS Koordinaten und anschliessend deren Übermittlung an den eigenen Internetauftritt bzw. den zugehörigen (auf dem Festland lokalisierten) Server.

Der erste Teil dieser Voraussetzungen ist relativ leicht zu erfüllen, denn nicht nur Smartphones, sondern auch beinahe jede Yacht ist heute mit einem GPS-Modul ausgerüstet, das (z.B. über den Kartenplotter) jederzeit die aktuelle Position mit Leichtigkeit bestimmt. Doch der zweite Teil ist kniffliger. Wie gelangen diese Daten nun zum Server aufs Festland? Die Möglichkeiten einen Datentransfer von einem beliebigen Punkt auf den Weltmeeren zum Festland zu verwirklichen, gleichen denen, die man vom Bezug des aktueller Wetterberichts an Bord kennt: Im wesentlichen sind dies die Kommunikationswege per Kurzwelle oder Satellit (meist Iridium).

Statt selbst zum Tüftler, Elektrotechniker und Programmierer werden zu müssen, um den Bordmitteln beizubringen die ermittelte Position „nach Hause“ zu übermitteln, kann man inzwischen auf eine wachsende Anzahl preisgünstiger, portabler Gadgets zurückgreifen, die die Position nach einer mehr oder weniger komfortablen Konfiguration (mit mehr oder weniger Programmieraufwand) via Satellit zum eigenen Server weiterleiten1.

(Fast) Alle der oben genannten (und sicherlich viele weitere) Segler wählen der Einfachheit halber diesen Weg ein Tracking System auf ihrem Internetauftritt zu verwirklichen. Die nachfolgende Tabelle listet günstige GPS Tracker auf und vergleicht Anschaffungs- und Betriebskosten.

  Spot-Trace GPS Tracker  YB Tracking YB3 Basic  DeLorme inReach SE
Anschaffungskosten ca. 100,- € (zzgl. MWSt.). ca. 400,- £ (zzgl. MWSt.). ca. 300,- $.
Laufende Kosten Servicevertrag (ab ca. 97,- €/Jahr oder ab ca. 10,- €/Monat zzgl. Steuern) benötigt Ab ca. 8,- £ pro Nutzungsmonat sowie zusätzlich 0.04-0.12 £ pro Positionsmeldung Ab ca. 12,- $ pro Nutzungsmonat sowie zusätzlich 0.10 $ pro Positionsmeldung
Gewicht 87.9 g 305 g 190 g
Stromversorgung 4 AAA Batterien 5V USB Kabelverbindung (dann nicht wasserdicht) Festverbauter Akku Festverbauter Akku
Beispiel Harals Sedlaceks Spot GPS Tracker: http://www.open16.com/index.php/en/proof-of-principle/live-tracking Guido Dwerstegs YB Tracker: http://www.törn.de/blog/?page_id=1673  
Kommentar Nach Auskunft von Norbert Sedlacek war ein SPOT GPS-Tracker an Bord von Fipofix. Nach Konfigurationsproblemen und „da er sich als „Batterienfresser“ entpuppt hat“ wurden die Positionen schliesslich manuell mittels Satelliten-Telefon übermittelt und in die Karte eingepflegt. Guido Dwersteg hat sich nach eignen Angaben aufgrund der „idiotensicheren“ Konfiguration und der Tatsache, dass sich diese Systeme seit Jahrzehnten im Regatta-Bereich bewährt haben für YB Tracking entschieden.  

Die Akkulaufzeit hängt sehr vom Trackingintervall sowie der Güte der Satellitenverbindung ab. Bei Bewölkung etwa halten die Batterien z.T. deutlich kürzer.

Manuelles Positionsupdate per eMail

Zu guter letzt bleibt der manuelle Weg, für den sich Johannes Erdmann nach eigenen Angaben aus Kostengründen entschieden hat. Hier übermittelt der Skipper die aktuellen Koordinaten per eMail via Satellitentelefon oder Kurzwelle an einen Service wie spotwalla.com um sie so auf der eigenen Homepage darzustellen. Auch wenn diese Option sicherlich die meisten Freiheiten lässt (man kann/könnte sogar ganze Blogbeiträge von unterwegs übermitteln…) dürfte Sie für Gelegenheitsnutzer aufgrund der benötigten technischen Ausrüstung (Kurzwellenfunkgerät bzw. Satellitentelefon) oft keine wirkliche Alternative zu den oben vorgestellten Gadgets sein.

Weiterführende Links zum Artikel:

http://www.findmespot.eu
http://www.ybtracking.com
http://www.delorme.com
http://www.spotwalla.com
http://www.expeditionstechnik.de/

Vielen Dank!

Vielen Dank an Johannes Erdmann, Guido Dwersteg und Norbert Sedlacek, die mir bereitwillig Auskunft über das von Ihnen verwendete System und dessen Vor- und Nachteile gegeben haben.

1Die diversen auf dem Markt befindlichen Tracking Apps für Smartphones, wurden in diesem Artikel ausgeschlossen, da diese aufgrund des vorausgesetzten Mobilfunknetzes allenfalls in Sichtweite zur Küste funktionieren.

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